Lesezeit: < 1 Minute

Es gibt Momente im Leben, da steht die Welt für einen Moment still. Solch einen Moment erlebte ich
im Januar 2017.
Ich hatte im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung ein Mammographie-Screening gemacht, ohne einen
Hauch von Beklemmung.

Als der Arzt sich anschließend die Bilder ansah, betrachtete er sie für mein Gefühl zu lange. Die
anschließende Ultraschalluntersuchung zog sich ebenfalls hin.
Seine Aussage“ Ich würde gerne eine Biopsie machen“ beunruhigte mich dann aber doch. Um die
Situation – und mich – zu entspannen, wagte ich einen Scherz: „Wären Sie gerne eine Frau?“
Lachend antwortete der Arzt mit einem klaren „Nein“. Dann fügte er zu meiner Beruhigung hinzu:
„Ich sehe nichts außer einer winzigen Unterbrechung im Gewebe, aber ich habe ein komisches
Gefühl.“
Sein Gefühl trog ihn nicht und dafür werde ich ihm ewig dankbar sein.
Drei Tage später rief er mich an: „Es ist Krebs.“
Was ich im Anschluss an das Telefonat gemacht habe, weiß ich nicht mehr.
Irgendwann informierte ich die Familie und Freunde, in meinem Kopf herrschte völliges Chaos. Ich
vereinbarte einen Friseurtermin, „verlierst ja eh alle Haare“, so meine Gedanken.
Erst nach Wochen wurde es ruhiger, der Termindruck nahm ab. Die innere Unruhe und die Hektik,
die die drei kleinen Worte des Arztes ausgelöst hatten, ließen jedoch erst mit dem Abschluss aller
Untersuchungen: keine Metastasen.
Davor lagen zwei Operationen, achtundzwanzig Bestrahlungen, Rehabilitationsmaßnahmen und eine
fünfjährige Tabletteneinnahme. Heute gelte ich endlich als geheilt.
Nach dieser stressigen Zeit wollte ich mir etwas Gutes gönnen. Ich meldete mich zu einem Foto
Shooting in meiner alten Heimatgemeinde Egge an. Den Fotografen Siegfried Kluth aus der Ortschaft
Striepe kannte ich noch aus meiner Kindheit.

Als ich mit meinem kleinen Toyota durch Egge fuhr, Richtung Striepe, wuchs ein Gefühl in mir,
welches sich nicht beschreiben lässt.

Doch. Zurück zu den Wurzeln.

Fenna Raterink
Letzte Artikel von Fenna Raterink (Alle anzeigen)